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Gesundheit heute

Pearl-Index

Der Pearl-Index gibt an, wie sicher eine Verhütungsmethode ist. Er bezieht sich auf jeweils 100 Frauen, die eine bestimmte Verhütungsmethode anwenden. Ein Index von 1 bedeutet, dass pro Jahr von diesen Frauen eine trotz Verhütung schwanger wird – trotz der angewendeten Verhütungsmethode („Versagerquote" von 1 %).

Die Angaben können sich sowohl auf die Methoden- als auch auf die Gebrauchssicherheit beziehen. Die Methodensicherheit berücksichtigt nur die Schwangerschaften, die bei korrekter Anwendung des Verhütungsmittels eingetreten sind (Perfect Use). Die Gebrauchssicherheit bezieht mit ein, dass es im Alltag auch zu Anwendungsfehlern kommt. Ein Anwendungsfehler wäre zum Beispiel, dass ein Diaphragma nicht richtig eingesetzt wird oder das Kondom durch einen Fingernagel eingerissen wird. Bei manchen Methoden hat der Pearl-Index eine große Schwankungsbreite – etwa für das Kondom zwischen 2 und 12 oder für das Diaphragma zwischen 1 und 20. Eine wichtige Ursache für die Schwankungen sind Anwendungsfehler. Das unterstreicht, wie wichtig die richtige Anwendung eines Verhütungsmittels ist.

Der Pearl-Index für einige wichtige Verhütungsmittel lautet:

  • Pille: 0,1 bis 0,9

  • Minipille: 0,5 bis 3

  • Kondom: 2 bis 12

  • Hormonspirale: 0,16

  • Kupferspirale: 0,3 bis 0,8

  • Symptothermale Methode: 0,4 bis 1,8, wenn an fruchtbaren Tagen kein Sex stattfindet

  • Hormonimplantat: 0 bis 0,08

  • Diaphragma: 1 bis 20, wenn es zusammen mit einem Verhütungsgel angewendet wird

  • Femidom: 5 bis 25

  • Koitus interruptus: 4 bis 18

  • Knaus-Ogino- oder Kalender-Methode: 9

  • Sterilisation der Frau: 0,2 bis 0,3

  • Sterilisation des Mannes: 0,1.

Am Pearl-Index gibt es auch immer wieder Kritik, weil er statistische Schwächen hat. So berücksichtigt der Pearl-Index zum Beispiel nicht, wie oft eine Frau Sex hat. Oder aber es werden Daten von Paaren erhoben, die die Methode schon sehr lange nutzen und aufgrund der Routine nur wenig Fehler bei der Anwendung machen. Als erste Orientierung ist der Pearl-Index aber gut geeignet und wird entsprechend auch häufig genutzt.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Andrea Stadler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Sara Steer

Fehlbildungen durch Diabetesmittel?

Fehlbildungen durch Diabetesmittel?
Auch Väter können Geburtsdefekte auf ihren Nachwuchs übertragungen.

Die Einnahme von Tabletten gegen Diabetes könnte einer aktuellen Studie zufolge die Fehlbildungsrate bei Jungen erhöhen. Allerdings nur, wenn der Vater die Diabetesmedikamente in den letzten drei Monaten vor der Zeugung einnimmt.

Veränderungen am Genitale

Manche Arzneimittel führen zu Geburtsfehlern beim Nachwuchs. Dabei ist es nicht nur gefährlich, wenn die Mutter diese Medikamente einnimmt. Auch Arzneimittel, die der werdende Vater vor der Zeugung schluckt, können dem Ungeborenen schaden.

Dänische Forscher*innen haben nun herausgefunden, dass womöglich Diabetesmedikamente riskant sind. Sie untersuchten die Daten von 1,1 Million Neugeborenen und Eltern. Das Ergebnis: Hatte der Vater in den drei Monaten vor der Zeugung den Wirkstoff Metformin eingenommen, erhöhte sich das Risiko für Geburtsfehler um das Dreifache. Die Vergleichsgruppe waren Kinder, deren Väter dieses Medikament nicht eingenommen hatten. Betroffen waren dabei nur die Jungen, wobei sich die meisten Fehlbildungen in ihrem Genitalbereich befanden. Geschwister, die der Vater zu einer Metformin-freien Zeit gezeugt hatte, waren ohne Geburtsdefekte.

Insulin war ohne Einfluss

In dieser Untersuchung steigerte auch das Diabetesmittel Sulfonylharnstoff das Fehlbildungsrisiko. Eine antidiabetische Behandlung mit Insulin hatte dagegen keinen Einfluss auf die Rate an Geburtsfehlern.

Metformin hat womöglich einen Einfluss auf die Entwicklung der Spermien. Im Tierexperiment führte der Wirkstoff zu gestörten Stammzellen im Rattenhoden. Noch ist unklar, ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, meint Prof. Dr. Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes Zentrum der Leibniz Universität Düsseldorf.

Noch kein Grund zu Therapieänderung

Anhand dieser einen Studie die Therapieempfehlung zu ändern, hält der Experte für verfrüht. Sollten sich die Ergebnisse allerdings durch andere Untersuchungen bestätigen, wäre bei Vätern mit Diabetes und Kinderwunsch die Insulinbehandlung eine Alternative.

Quelle: Ärzteblatt

12.05.2022 | Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Addictive Stock/imago-images.de